Die Hängebrücke Carrick-a-Rede

Bei der berühmtesten Hängeseilbrücke Nordirlands

Klamme Finger packen das Seil. Es ist wacklig und doch muss es mit einer Hand gehen. Sonst fällt der Fang und die Familie muss hungern. Tag für Tag, Woche für Woche. Solange die Lachse entlang der Küste zu ihren Laichgewässern wandern, nehmen die Männer den schwindelerregenden Übergang nach Carrick-a-Rede in Kauf.

Die aus Seilen gefertigte Brücke ist für sie Segen und Fluch zugleich. Die luftige Konstruktion ermöglicht ihnen den Zugang zu einer der besten Fangstellen für Lachse überhaupt. Doch bei einem Fehltritt ist der Fang nur allzu schnell verloren - wenn man nicht selbst in die Schlucht zwischen dem Festland und der Insel stürzt.

Eine Verbindung zwischen dem Festland und der Insel

Schon im 18. Jahrhundert hatten Fischer eine Verbindung zwischen dem Festand und der Insel geschaffen. Seitdem fasziniert die Carrick-a-Rede, die Hängebrücke nach Carrick-Island, die Menschen. Jährlich kommen über 100.000 Besucher nach Carrick, um die Brücke zu sehen.

Die Fischer indes sind verschwunden. Im Jahr 2002 wurde der kommerzielle Lachsfang eingestellt, als die Zahl der gefangenen Fische auf jährlich 200 zurückgegangen war. Zum Vergleich: in den 1920er Jahren brachten die Männer täglich 300 Lachse an Land.

Carrick-a-Rede - Eine Hängebrücke für die waghalsigsten Männer

Das Aussehen der Brücke hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts gab es nur zu einer Seite ein Seil zum Festhalten ohne große Sicherungen. So schrieb der US-Amerikaner Charles Leonard Thomassan nach seinem Besuch im Jahr 1851: »Die tosende Brandung schickt immer wieder kräftige Wellen gegen die Felsen mehrere hundert Fuß unter uns und die Hängebrücke wird wie ein Fetzen Stoff im Wind hin und hergeworfen.«

Bei solch Bedingungen trauten sich nur die waghalsigsten Männer hinüber zu den Fangstellen auf der Insel. Und auch wenn die Carrick-a-Rede heute zu beiden Seiten und auch nach unten sehr gut gesichert ist, verzichten vor Ort immer noch einige Besucher darauf, die Kluft zwischen dem Festland und Carrick zu überqueren. Was schade ist. Denn die Hängeseilbrücke eröffnet einem eine tolle Sicht über die Bucht und die zum Meer steil abfallende Küste.

Das Besucherzentrum an der Larrybane Bay

Der Zugang zu der Brücke beginnt heute bei der Mitte der 1970er Jahre stillgelegten Kreidegrube von Larrybane. Vom Parkplatz mit kleinen Besucherzentrum inklusive Tearoom und öffentlichen Toiletten sind es ein paar Schritte bis zum Kassenhäusle der Carrick-a-Rede. Von dort führt ein bequemer Fußweg entlang der Steilküste zur Brücke. Auf dem Weg dorthin passieren wir einen Aussichtspunkt mit Infos über die Bucht sowie einen hübsch angelegten Rastplatz.

Der 1995 fertiggestellte Weg entlang der Larrybane Bay ersetzt den Pfad, der zuvor direkt von der Küstenstraße steil zur Brücke hinunterführte. Am Wegrand informieren Freilufttafeln über die Besonderheiten der Landschaft. Nach einem Kilometer erreichen wir die Treppe, die hinunter zur Carrick-a-Rede führt. Hier werden wir von einem Mann freundlich empfangen. Seine vorrangige Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass auf der Carrick-a-Rede alles seine Ordnung hat.

Es ist einfach ein tolles Erlebnis

Dabei lohnt es sich, die Hängebrücke möglichst früh, also gleich nach Öffnung der Kasse, zu besuchen. So haben wir das Glück, dass wir noch in aller Ruhe einige Momente einer nach dem anderen auf der Carrick-a-Rede bleiben können. Mehr noch, fragen uns zwei junge Französinnen, ob sie uns zusammen auf der Brücke aufnehmen sollen. Kameras werden getauscht und wenig später sind vier Besucher glücklich. Die Brücke selbst ist einfach ein tolles Erlebnis.

Ganz besonders gilt dies natürlich dann, wenn die Sonne von einem wolkenfreien Himmel auf einen herunter strahlt und dei Wellen unter einem sanft den schmalen Strand hinaufrollen. Da der Boden durch die zwei Bretter zum Laufen und einem engmaschigen Netz nahezu blickdicht ist, haben wir auch ein deutlich sichereres Gefühl, als wir zuvor gedacht hatten. Schließlich aber erreichen die nächsten Besucher die Brücke. Zeit für uns, die Insel zu besuchen.

Der Schlot des erloschenen Vulkans

Auf Carrick Island angekommen, folgen wir dem Fußweg wieder einige Meter bergauf. Die felsige Insel wie auch die Kreide- und Kalksteinküste von Larrybane gehen auf einen Vulkanausbruch zurück, der Tongestein, Kreide und Lavabrocken explosiv in die Höhe geschleudert hatte.

Als sich die Aschewolke zu Boden senkte, verfestigte sie sich zu einem harten Gemisch. Die aus dem Erdinnern stammenden Vulkanbrocken lassen sich von der Carrick-a-Rede an den dunklen Brocken in der Felswand erkennen. Die Brücke überspannt den Schlot des erloschenen Vulkans.

Vogelparadies mit Blick zum Kreidefelsen von Larrybane

Vor Ort erfahren wir, dass die Kreidefelsen von Larrybane den weltweit bekannten weißen Klippen von Dover sehr ähnlich sehen. Die Kreide von Antrim ist tatsächlich ähnlich beschaffen. Verglichen mit den Kreidefelsen am Ärmelkanal ist die Kreide hier jedoch härter, da sie durch den Vulkanausbruch und die austretende und darüber fließende Lava gebrannt wurde.

Heute ist Carrick Island ein Vogelparadies. Zu verdanken haben wir das auch dem National Trust, der sich beharrlich dafür einsetzt, den starken Besucherandrang mit der Natur in Einklang zu halten. Dazu trägt auch bei, dass die Brücke Ende September abgebaut wird. Im nächsten Jahr wird sie von professionellen Kletterern neu installiert und zu Ostern wieder eröffnet.

Große Vogel-Kolonien auf Sheep Island

Zu den Seevögeln, die auf den Klippen an der Westseite der Insel brüten, zählen Lummen, Tordalken und Klippenmöwen. Auch Eissturmvögel und Kormorane sind auf Carrick Island zu sehen. Letztere bilden auf der benachbarten Insel Sheep Island eine Kolonie mit über 300 Brutpaaren. Auf Sheep Island brüteten außerdem lange Zeit Papageitaucher.

Dass die possierlichen Vögel verschwunden sind, hängt leider mit dem Menschen zusammen. So geht man davon aus, dass Ratten durch Boote auf die Insel gelangten und über den Nachwuchs der Papageitaucher herfielen. In den 1970er Jahren bekämpfte der National Trust die Ratten. Dennoch verschwand die Kolonie bis zum Jahr 2000.

Als wir Carrick Island nach einigen schönen Eindrücken wieder verlassen wollen, müssen wir warten. Es sind mittlerweile einige Besucher auf dem Weg hierher. Die Zeit, die sich der einzelne auf der Carrick-a-Rede aufhalten kann, ist entsprechend kürzer. Der Fußgängerverkehr erfolgt nun abwechselnd, wobei diejenigen, die von der Insel kommen, die Brücke auf dem Rückweg ans Festland rasch (aber nicht rennend) überqueren sollten.

Video zur Hängeseilbrücke in Nordirland

Eindrücke von der berühmten Hängeseilbrücke nach Carrick-a-Rede in Antrim. Kurzer Spaziergang entlang der Küste.

Wieder sicher auf der anderen Seite angekommen halten wir uns bei der Treppe links. Der Pfad führt hinauf zu einem Aussichtspunkt, der einem einen tollen Blick auf die Brücke, die Schlucht darunter und Carrick Island bietet. Besonders schön ist es hier, wenn vormittags die Sonne den spektakulären Übergang anstrahlt. Ein Stück weiter führt der Umweg zurück zum Hauptweg, auf dem wir zurück zum Ausgangspunkt spazieren.

Anfahrt und Anforderungen der Wanderung

Von der A2 (Coastal Route) zwischen Ballycastle und Portballintrae bei Ballintoy auf die Straße Rope Bridge abbiegen und den Schildern zum Parkplatz am Ende der Straße folgen.

Ausgangspunkt Parkplatz beim Visitor Centre
Koordinaten N 55.23900, W 6.34730
Gehzeit Die reine Gehzeit beträgt nur rund eine Stunde. Allerdings muss beim Zugang über die Hängeseilbrücke auf die Insel mit einer längeren Wartezeit gerechnet werden.
Distanz ca. 2,7 km
Anstiege unter 100 HM
Grad T1
Einkehr Café beim Visitor Centre
GPS-Daten Wanderung Carrick-a-Rede gpx
kml-Daten Wanderung Carrick-a-Rede kml

Wanderkarte Carrick-a-Rede

Höhenprofil

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