Viele Besucher vom Giant's Causeway begnügen sich damit, zum Besucherzentrum zu fahren, um von dort direkt zu den Basaltsäulen zu spazieren. Viel schöner finden wir es, den Ausflug mit einer Wanderung entlang der steil abfallenden Küste zu verbinden.
Damit lassen wir bei unserer Anreise das Besucherzentrum links liegen und folgen der Causeway Road (B146) zum kleinen Wanderparkplatz oberhalb der Ruine Dunseverick. Die 2,8 Meilen bzw. 4,4 km lange Strecke lässt sich auch mit dem Bus bewältigen.
Obwohl wir durch unseren ersten Ausflug des Tages zur Hängebrücke Carrick-a-Rede erst mittags ankommen, stehen nur wenige Fahrzeuge auf dem kleinen Parkplatz. Ob dieser durch seine etwas zurückgesetzte Lage leicht übersehen wird oder sich doch nur wenige Besucher für eine Wanderung entscheiden wissen wir nicht. Wohl aber, dass die Nordiren hier auch auf wenige Touristen Rücksicht nehmen. So lädt direkt am Zugang zum Wanderweg eine Raststelle mit Grillvorrichtung zum Verweilen ein. Uns zieht es hingegen zunächst zu einer Halbinsel mit den spärlichen Resten vom Dunseverick Castle (Dún Sobhairce). Schließlich folgen wir dem Wanderweg an den Rand der Klippen, wo wir nach Westen abbiegen.
Schon nach wenigen Metern auf dem Wanderweg zieht uns die Landschaft am Giant's Causeway in ihren Bann. Während links von uns Kühe friedlich auf dem grünen Hochplateau grasen, fällt das Gelände rechts von uns steil zum Meer ab. Bis ganz nach unten sind es auf diesem Abschnitt gut 50 Meter.
Ca. sieben Minuten, nachdem wir den Aussichtspunkt zum Dunserick Castle verlassen haben, passieren wir einen ersten schluchtartigen Einschnitt in die Klippen. Wer sich zu weit vorwagt, muss mit einer unsanften Rutschpartie rechnen, eh am Fuß der Klippen auf den Kiesstrand aufschlägt.
Als Nächstes passieren wir Port Moon. Früher sind hier die Fischer gestartet, um Seetang zu sammeln und in der Bucht Krabben zu fischen und Hummer in Körben oder Reusen zu fangen. Wer weiter raus aufs offene Meer gefahren ist, hat Kabeljau und Schollen mit Leinen aus der Tiefsee gezogen.
Ab etwa 1830 wurden Netze an den Felsen bzw. auf dem Grund der Bucht befestigt. Mit ihnen wurden Atlantische Lachse auf ihrem Weg vom Meer zurück zu den Laichplätzen im Bush, den Fluss ihrer Geburt, abgefangen, bevor sie auf den umliegenden Markt verkauft wurden.
Die Zeugnisse der historischen Nutzung sind in der Bucht verstreut. Dazu zählen Mauern und Stangen zum Trocknen von Seetang und Aufhängen der Lachsnetze, eine rostige Seilwinde zum Einholen der Boote, ein Eiskeller zum Lagern der Fische und das Fish House, dem Dreh- und Angelpunkt der Fischerei von Port Moon.
Schwindende Fischbestände und geänderte Fangmethoden in der Fischindustrie führten 2002 zur Schließung der Fischerei. Jedoch wurde dem Fish House nach seiner Renovierung im Jahr 2011 neues Leben eingehaucht. Es dient heute als Schutzhütte für Meeresbegeisterte, die auf dem Canoe Trail unterwegs sind.
Nördlich der Bucht steigt das Gelände deutlich an. Nachdem der Wanderweg erst schnurstracks über eine Weide nach Norden verläuft, schwenkt er direkt am Rand der Klippen nach links. Auf einem Schild ist ein über den Rand abstürzender Wanderer dargestellt. Wir sind gewarnt.
Bald befinden wir uns 90, dann 100, schließlich 120 Meter über dem Meer. Durch die vielen Einbuchtungen eröffnen sich uns dabei immer wieder neue, schöne Ausblicke auf das Meer und die teilweise senkrecht stehenden Felsen. Hier lassen sich die charakteristischen Säulen des Basalts gut erkennen.
Kurz bevor wir den nördlichsten Punkt der Wanderung erreicht haben, geht es um eine etwas weiter ins Land ragende Bucht herum. Dabei verlieren wir wieder 30 Höhenmeter. Jedoch nur, um anschließend bis auf knapp 130 Meter über dem Meer hinaufzusteigen.
Es sind diese vielen kleinen Steigungen, die uns mit der Zeit fordern. Dass uns außerdem eine stete Brise vom Meer ins Gesicht bläst, tut das Seine. So sind wir doch froh, dass wir nach gut 3,7 km ab dem Start eine Stelle finden, die sich bestens für eine Rast am Abgrund eignet.
Gut erholt überqueren wir die weiteren Höhen und Tiefen auf dem Weg zu den Basaltsäulen. Nach gut 5,3 km ab dem Parkplatz Dunseverick erreichen wir am Port Noffer den nördlichen von zwei wichtigen Aussichtspunkten. Vor Ort berichtet ein Schild von einem juwelenbesetzten Salamander. Das Schmuckstück wurde im Wrack der Girona gefunden, die 1588 am Giant's Causeway sank.
Der Aussichtspunkt selbst bietet eine imposante Sicht auf die Ostseite des sogenannten Amphitheaters. Allein eine mächtige, vor der Klippe stehende Säule ist herrlich anzusehen. Links davon ragt ein Felskamm wie eine Mauer in die Höhe. Im Norden geht diese in einen größeren Felsklotz über. Als Verbindung zwischen beiden Seiten dient ein Loch in der Felsmauer.
Der Wanderweg zum Amphittheaters ist gesperrt und der Felskamm ohnehin nur schwer zu erreichen. Da es nur auf der Westseite einen Zugang gibt, könnte man sich auf der windgeschützten Ostseite vor fremden Blicken eigentlich gut geschützt wissen.
Bevor man sich allzu freizügig verhält, sollte man jedoch an den Aussichtspunkt weit über einen denken. Da das leider nicht alle tun, wenden wir uns bald diskret ab, eh wir den letzten Abschnitt der »long distance walkin route« in Angriff nehmen.
Wo der große Wanderweg auf den »Cliff path« bzw. Red trail trifft, biegen wir rechts auf die »Sherperd's steps«, die Schäfertreppe, ab. Der Zugang über die Stufen wird vor Ort als schwierig angegeben. Tatsächlich sollten die Schritte auf den teils abschüssigen Stufen in Ruhe gesetzt werden.
Als größere Herausforderung sehen wir jedoch, dass es auf der engen Schäfertreppe an sonnigen Tagen nachmittags sehr lebhaft zugehen kann. So müssen wir immer wieder warten oder anderen Besuchern ausweichen, die uns auf ihrem Weg nach oben keuchend entgegenkommen.
Unten angekommen, treffen wir dann auch auf diejenigen, welche den »normalen« Spazierweg zur Westseite des Amphitheaters gewählt haben. Da der Abschnitt entlang der Port Noffer gut ausgebaut ist, kommen wir aber dennoch ohne weitere Hindernisse voran. Damit haben wir das Highlight auf der Ostseite der Bucht bald erreicht: es sind riesige Basaltsäulen, die in der vordersten Reihe aus der Felswand herausgelöst sind und vor denen wir selbst ganz klein aussehen.
Einen Katzensprung weiter endet der Weg. Warum das so ist, erklärt ein Schild am Wegende: »Steinschlag und Erdrutsch sind natürliche Erosionsprozesse in den Buchten am Giant's Causeway. Das Anlagen von Pfaden in den Klippen verschlimmert diesen Prozess.« Um weitere Schäden an den geologischen Strukturen einzugrenzen und die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten, war das Amt für Denkmalpflege und Naturschutz gezwungen, den Weg 1994 zu sperren.
Neben der Erklärung veranschaulicht eine Karte die Stabilität der einzelnen Hangbereiche bzw. die am stärksten gefährdeten Abschnitte. Also kehren wir um und spazieren entlang der malerischen Bucht von Port Noffer zu den am meisten fotografierten Abschnitt des Giant's Causeways, der Straße der Riesen. Dort angekommen, würden wir sagen, dass unzählige Basaltsäulen Port Noffer von der westlich angrenzenden Bucht Port Ganny trennen.
Es muss sich jedoch jemand die Mühe gemacht haben, alle durchzuzählen. Demnach sollen es insgesamt 40.000 Basaltsäulen mit einem Alter von circa 60 Millionen Jahren sein. Die meisten von ihnen sind sechseckig, wir haben aber auch Säulen mit vier, fünf, sieben oder acht Ecken gesehen. Im Prinzip spielt es keine Rolle. Es sind genug, dass jeder reichlich Motive zum Beispiel für das eigene Fotobuch seiner Irlandreise findet.
Nachdem auch wir genug Aufnahmen im Kasten haben, folgen wir dem nun breiten Besucherstrom zum Giant's Causeway Information Centre. Ob sich der Rundgang durch das moderne Gebäude lohnt, muss jeder für sich entscheiden. Wir finden es eindrucksvoller, die seit 1986 geschützte UNESCO-Welterbestätte hautnah zu erleben. Dazu gehört auch das Kamel, das in einer Felsformation oberhalb von Port Ganny zu erkennen ist. Mit diesen letzten schönen Eindrücken passieren wir das Besucherzentrum und laufen vor zur Bushaltestelle. Noch während wir den Fahrplan studieren, erfahren wir, dass die Busse durchaus zu ganz anderen Zeiten fahren können. Zum Glück verkürzt sich dadurch unsere gedachte Wartezeit, die sich übrigens ideal bei Cappuccino und Kuchen auf der Terrasse vom Café The Nook überbrücken lässt, wo der tolle Ausflug endet.
Eindrücke vom Giant's Causeway und seinen Basaltsäulen
Die Basaltsäulen ziehen sich ähnlich einer Straße oder einem Damm ins Meer hinein, womit sich natürlich eine irische Legende verbindet. Demnach soll der Riese Fionn mac Cumhaill (auch MacCool, Finn oder Find Mac Umaill) den Damm errichtet haben, nachdem ihn der schottische Riese Benandonner zutiefst beleidigt hatte. Als der Damm fertig war, rannte Fionn mac Cumhaill hinüber nach Schottland, um Benandonner für sein ungebührendes Verhalten eine gehörige Tracht Prügel zu verpassen.
Sowie er sich der Küste von Schottland näherte, erkannte Fionn jedoch, dass ihn sein Gegenspieler um einiges überragte. Da er außerdem vom Bau der Straße völlig erschöpft war, rannte er zurück nach Irland, wo er nach einem Ausweg suchte. Seine Frau hatte die rettende Idee: sie zog ihm Babysachen an und legte ihn in eine Wiege. Als schließlich auch Benandonner Irland erreichte und das sah, nahm nun dieser Reißaus. Denn wenn schon das Baby so groß war, wie groß wäre dann wohl der Vater, den er zum Duell stellen wollte?
Eindrücke einer Wanderung auf dem Giant's Causeway bis zu den Basaltsäulen. Aufnahmen der herrlichen Küstenlandschaft von Nordirland.
Von der A2 zwischen Ballycastle und Bushmills auf die Causeway Road abbiegen und der Straße bis Dunseverick folgen. Der kleine Parkplatz war bei uns noch (2014) gebührenfrei. Die Rückfahrt erfolgt dann ab dem Besucherzentrum bzw. der Durchgangsstraße mit dem Bus.
Ausgangspunkt | Parkplatz, Haltestelle Dunseverick |
Koordinaten | N 55.23770, W -6.44920 |
Gehzeit | 3 - 3.30 Stunden |
Distanz | ca. 9,5 km |
Anstiege | rund 200 HM |
Grad | T2-3 (wegen Absturzgefahr) |
Einkehr | Restaurants beim Visitor Centre |
GPS-Daten | Wanderung Giant's Causeway gpx |
kml-Daten | Wanderung Giant's Causeway kml |