Unsere erste große Rundreise durch Nordirland sollte so viel Küste wie möglich beinhalten. So sind wir vom B&B Caldhame House bei Crumlin nach Norden Richtung Larne gefahren. Als ersten Stopp halten wir bei Glenarm (Irish: Gleann Arma). Der Name bedeutet so viel wie »Tal der Armee«. Damit leitet er sich von dem Tal ab, an dessen unteren Ende der kleine Ort liegt.
Noch vor unserer eigentlichen Rundfahrt entlang der Küste von Antrim besuchen wir den Walled Garden von Glenarm Castle. Der ummauerte Garten wurde im 18. Jahrhundert angelegt und gilt als einer der schönsten von Irland. So ist es vor Ort zu lesen. Da der Garten erst seit 2005 öffentlich zugänglich ist, zählt er außerdem zu den bisher weniger bekannten Sehenswürdigkeiten im County Antrim. Dennoch hat sich der Walled Garden seitdem zu einem exklusiven Zentrum für Gartenbau entwickelt.
Nachdem wir das im früheren Pilzhaus eingerichtete Café mit Andenkenladen durchquert haben, gelangen wir durch einen eher unscheinbaren Ausgang in den Küchengarten. Der Anbau von Obst und Gemüse war einst der Hauptzweck für die Anlage eines ummauerten Gartens. Inzwischen aber beschränkt sich der Anbau auf diesen kleinen Bereich, um die Burg mit frischen Lebensmitteln zu versorgen.
Vom Küchengarten geht es an links eines langgezogenen Gebäudes in den Hauptgarten. Das zur einen Seite verglaste Gebäude wurde 1820 errichtet und dient dem Anbau von Aprikosen und Nektarinen. Daneben wird es genutzt, um Jungpflanzen für den Garten heranzuziehen. Die weiß getünchte Rückseite ist mit einigen Kammern versehen, in denen damals die Gartenarbeiter untergebracht waren.
Direkt vor dem Gewächshaus erstreckt sich der »Hot Border«. In diesem Teil des Gartens blühen über das Jahr zahlreiche Pflanzen. Alle zusammen verzaubern die Rabatten mit leuchtenden roten, rosa und orangen Farben. Zuerst sind es Tulpen und Narzissen im Frühjahr. Ihnen folgen Pfingstrosen und leuchtende Dahlien über den Sommer. Zuletzt bringen Fingerhutblütigen Bartfaden Farbe in den frühen Herbst.
Wer die Rabatten auf ihrer linken Seite passiert, kommt zu einer Skulptur. Sie zeigt eine Madonna mit Kind und wurde von Angela Sykes, der späteren Gräfin von Antrim, gefertigt, als sie 16 Jahre alt war. Von der Skulptur geht es rechts in den von Hecken umgebenen »Yew Circle«. Das Eibenrondell zählt zu den ältesten Bereichen des Walled Gardens und beherbergt den Kräutergarten sowie eine Sonnenuhr.
Nachdem wir um den in vier Beete unterteilten Kräutergarten herumgegangen sind, verlassen wir diesen durch einen zweiten Heckenbogen. Weiter geht es über einen schmalen und von geschwungen geschnittenen Buchenhecken begleitenden Weg zur Kaskade und den Springbrunnen des Gartens. Das Becken wird über Rillen von einer kleinen Kaskade gespeist. Dabei stammen die für die Rillen verwendeten Kieselsteine vom Strand von Glenarm.
Weiter geht es oberhalb des Beckens in den Obstgarten. Inmitten einer Apfelplantage steht dort ein Obelisk. Dieser wurde erst vor kurzem vom Viscount von Dunluce in Auftrag gegeben und von einem ansässigen Künstler aus Eichenholz gefertigt. Vom Obelisken folgen wir den Wegen schließlich wieder durch den Staudengarten zurück zur Teestube, wo dieser kurze und farbenfrohe Rundgang auch schon wieder endet.
Nach einem kurzen Rundgang durch den im Film »Five Minutes of Heaven« zu sehenden Ort und einem Besuch des Walled Garden von Glenarm beim Castle verlassen wir Glenarm auf der Munie Road. Damit kommen wir rechts vom Glenarm River in das südlichste Tal der Neun Glens von Antrim. Kennzeichnend für das Tal sind die saftig-grünen Wiesen, Lesesteinmauern und der alles andere überragende Slemish. Laut der Überlieferung soll der Heilige Patrick in jungen Jahren versklavt und auf den Berg gebracht worden sein, um Schafe zu hüten. Dabei soll er zu Gott gefunden haben.
Der Berg Slemish selbst ist der Rest eines Pfropfens von einem erloschenen Vulkan. Im Gegensatz zu den unteren, nach Westen sanft abfallenden Hängen und dem relativ flachen Moor im Osten ragt der obere Teil des Bergs steil in die Höhe. Da er zudem einzeln in der Landschaft steht, ist der schroffe und nur spärlich bewachsene Hügel unverwechselbar. Nach einem kurzen Fotostopp folgen wir der Straße weiter bis zur Kreuzung mit der A42. Dort biegen wir rechts ab und fahren über die Carnlogh Road zurück an die Küste. Weiter geht es Richtung Norden zum Garron Point. Die Landzunge wird von einer Art Kreidefelsen gebildet, der bei Kletterern beliebt ist. Allerdings birgt dies durch Spalten und rutschigem Basalt als Deckgestein seine Tücken.
Gemütlicher ist da der Weg vom hübsch angelegten Rast- und Parkplatz an die Küste, wo die Felsen abrupt und stark zerklüftet zur See abfallen und Angler ihr Glück versuchen. Von dort hat man dann auch den besten Blick auf den Kreidefelsen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten.
So warnt uns ein Schild vor einer instabilen Klippe, hohe hereinbrechende Wellen, einem möglichen Sturz, tiefem Wasser und Strömungen. So Sachen wie Tauchen, im Wasser schwimmen oder gar hineinspringen sind verboten. Und Angucken? Das ist zum Glück erlaubt, welch ein Segen!