Die felsige Landzunge Torr Head zählt zu den frei zugänglichen Sehenswürdigkeiten, die viele Reisende auf der Causeway Coastal Route gerne am Rande mitnehmen. Historisch bedeutend ist Torr Head dadurch, dass man hier im 19. Jahrhundert die vorbeifahrenden transatlantischen Schiffe verzeichnete und nach London meldete.
Im späten Mittelalter galt der hoch aufragende Felsen an der Nordostküste Antrims als die letzte Hoffnung schottischer Clans, um Verbündeten in Argyllshire Zeichen zu geben. Geologisch gesehen ist Torr Head ein hervorragendes Beispiel von umgewandelten Kalkstein, der in Irland und auch Schottland auf vulkanische Tätigkeit hinweist. Durch diese Folge von Gesteinsausbrüchen hebt sich Torr Head deutlich vom Meer und Umland ab, sodass man hier einen herrlichen Blick über die Meeresenge bis zum Mull of Kintyre, dem Kap der schottischen Halbinsel Kintyre hat.
Um diesen tollen Ausblick zu genießen, muss man ein Stück weit zu Fuß laufen. Da nördlich der Ferienkolonie Cushendun eine schmale Zufahrtsstraße von der Torr Road bis zu einem kleinen Parkplatz am Fuß des Felsens (GPS N 55.195194, W 6.065346) führt, sollte das an sich kein Problem sein. Sowie wir aus dem Auto aussteigen, bläst uns jedoch eine ungemütlich steife Brise entgegen.
Da auch der Weg auf die Spitze vom Torr Head nur notdürftig angelegt ist und Trittsicherheit erfordert, ist das Unterfangen mühsamer als wir gedacht hatten. Tatsächlich sehen wir andere Besucher, die vom Wind getrieben bald wieder ins schützende Auto zurückkehren und es bei der Aussicht vom Parkplatz belassen. Hat man sich erst einmal an den Wind und teils lockeren Untergrund gewöhnt, ist der Aufstieg aber gut zu schaffen.
Oben angekommen sind wir uns dann beide einig: die Mühe ist nichts im Vergleich zu der fantastischen Aussicht über die benachbarten Küstenabschnitte. Unter uns brandet tiefblaue Meer an die Küste, während die Felsen und Weiden von der Nachmittagssonne angestrahlt werden. Da nach uns auch einige andere Wanderer oben auf dem Torr Head ankommen, wäre hier oben ein toller Platz für ein windgeschütztes Café.
Ein von einer Ringmauer umschlossenes Gebäude ist auch vorhanden. Doch leider ist es eine Ruine, um die sich, sowie es aussieht, schon längere Zeit niemand mehr kümmert. So also treten wir schon bald den Rückweg an. Ein toller Abstecher aber ist der Torr Head trotzdem, dem wir am Ende eines langen Tages gerne mitgenommen haben. Auch, weil uns dadurch bei der Weiterfahrt plötzlich eine Schafherde entgegenkommt, die uns die nächsten tollen Augenblicke auf der Causeway Coastal Route gönnt, bevor sie wenige Schritte vor uns die Straße verlässt und sich auf der nächsten Weide sammelt.