Belfast (irisch: Béal Feirste), die Hauptstadt von Nordirland ist, nach Dublin, die zweitgrößte Stadt auf der Irischen Insel. Trotzdem wirkt sie auf dem Weg zum Zentrum eher wie ein Dorf. Einheitliche Einfamilienhäuser aus Backstein stehen in Reihe entlang der Straße. Diese so friedlich wirkende Gegend lag in den 70er Jahren am Rande einer der Schauplätze des Nordirlandkonflikts, den »Troubles«. So war eine Durchsuchung der Sicherheitskräfte auf dem Weg zum Zentrum damals alltäglich.
Nach den Troubles wurde viel in die Stadt investiert und heute wird in der City von Belfast eingekauft und Party gefeiert. Die Sehenswürdigkeiten sind gut zu Fuß zu erkunden und wer sich lieber fahren lässt, nimmt eines der Black Cabs. So kommt man bequem zur City Hall, dem pompösen Rathaus der Nordiren, oder auch zum Titanic Quarter. In dem modernen Stadtteil am Ende des Lagan River finden wir heute die SS Nomadic in ihrem Trockendock und das Titanic Visitor Center.
Ebenfalls mit der Titanic verbunden ist Belfast als Filmstadt. Die Titanic Studios zählen zu größten und bedeutendsten Filmstudios Europas. Herzstück der 3,2 Hektar großen Filmstadt ist ein historisches, innen 37,5 Meter hohes Gebäude der Harland & Wolff-Werft. In der riesigen Halle der Werft wurden damals große Schiffsteile gestrichen. So auch von der Titanic, nach der die Studios heute benannt sind. Zu den bekanntesten Produktionen im Paint Hall Studio zählen City of Ember (Flucht aus der Dunkelheit) und Game of Thrones.
Nach der langen Anfahrt durch die Wohnstraßen von Belfast parken wir im City Car Parks (gps N 54,6004, W 5,9354). Die Zufahrt ist etwas verwirrend, da wir von der B126 (von Norden her) beinahe einmal ganz um das Parkhaus herum fahren müssen, um über die Castle Street und die King Street zur Einfahrt in der Francis Street zu gelangen.
Das erste, was uns nach Verlassen des Parkhauses auffällt, sind ein Wandbild am Parkhaus und die vielen Cabs. Offensichtlich ist die Gegend ein beliebter Startpunkt für Stadterkundungen. Wir jedoch möchten Belfast mit einem Stadtrundgang zu Fuß erkunden und spazieren über die Berry Street zur Chapel Lane. Dort biegen wir rechts zur nahen St Mary's Church ab.
Die romanische Marienkirche geht auf eine Volkszählung aus dem Jahr 1782 zurück. Diese ergab, dass 365 Katholiken in Belfast lebten, es zu der Zeit aber keine katholische Kirche in der Stadt gab. Gemeinden der Presbyterianischen Kirche und der Kirche von Irland sammelten daraufhin zu besonderen Anlässen Spenden, die als »The Handsome Collection« bekannt wurden. Die so zusammengekommenen Gelder stifteten sie für den Bau der ersten katholischen Kirche in der Kapellenstraße in Belfast.
Bis heute gilt die Großzügigkeit der Presbyterianischen Kirche von Irland als herausragendes Beispiel für religiöse Toleranz. Am Sonntag, dem 30. Mai 1784, hielt Pater Hugh O'Donnell als erster Pfarrer von Belfast die erste Messe in der neuen St. Mary's Church. Zur Legende wurde er durch die später gebaute Schwesterkirche auf dem Hügel von Whiteabbey: sowie er die Messe in der Marienkirche gehalten hatte, schwang er sich auf sein Pferd und ritt nach Whiteabbey, um auch dort die Messe zu lesen.
Von der Kirche spazieren wir weiter auf der Chapel Lane bis zur Castle Street. Dort biegen wir links, einen Block weiter rechts ab, sodass wir in die als Fußgängerzone ausgewiesene Fountain Street kommen. Neben Läden mit Klamotten, Schmuck und Spezialitäten fallen uns hier einige Pubs auf. The Fountain Bar lässt dabei keinen Zweifel, dass auch in Belfast gerne Guinness-Bier getrunken wird.
Am südlichen Ende der Fountain Street treffen wir auf die stark befahrene A1. Hier nutzen wir die beiden Fußgängerampeln, um sicher auf den Donegall Square zu kommen. Auf dem Platz stehen acht Kupferstelen von Dennis Gilloway. Sie sind das Wahrzeichen des Platzes im Herzen von Belfast und sollen an die Großschiffe - allen voran die Titanic - erinnern, die in den Werften von Belfast gebaut wurden.
Das auffallendste Gebäude auf dem großen Platz ist jedoch die 1906 fertiggestellte City Hall. Innerhalb von acht Jahren wurde diese nach Plänen von Sir Brumwell Thomas in Neorenaissance-Stil errichtet. Zum Ausdruck kommt dies unter anderen durch die vier Türme und die von innen reich verzierte Kuppel. Sehenswert sind hier außerdem die mit Marmor verkleidete Eingangshalle, in der Belfast wichtigsten Handwerkszweige dargestellt sind, und der 50 Meter lange Bankettsaal.
Das zweite wichtige Gebäude am Donegall Square ist die Linen Hall Library. Die 1788 gegründete, öffentliche Bibliothek beherbergt an der Ecke zur Fountain Street eine umfassende Ausstellung zum bewaffneten Kampf der Irish Republican Army und zum immer noch wackligen Friedensprozess zwischen den über Jahrhunderte verfeindeten Parteien.
Als weitere Sehenswürdigkeiten des Platzes befindet sich eine Queen-Victoria-Statue vor und der Titanic Memorial Garden auf der Ostseite des Rathauses. In der Mitte des Gartens steht das 1920 von Sir Thomas Brock geschaffene Titanic-Denkmal. Auf der Rückseite des inzwischen restaurierten Denkmals führt ein Gedenkstein alle bekannten Opfer des Schiffsunglücks namentlich auf.
Im Anschluss an den Donegall Square verlassen wir den Platz an seinem nordöstlichen Eck und folgen der Cichester Street bis zur Arthur Street. Hier laufen wir durch die Fußgängerzone zum Platz am Kreuzungspunkt mit der Castle Lane (links), der William Street und Ann Street (beide rechts) und dem Corn Market (in etwa halblinks voraus).
Dominiert wird der Arthur-Platz von einem Kunstwerk von Dan George. Nach mehreren Verzögerungen wurde die aus Stahlringen zusammengesetzte Skulptur am 25. September 2009 auf dem belebten Platz installiert. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis die Skulptur - wie in Nordirland üblich - ihren Spitznamen erhielt: Onion Rings bzw. Zwiebelringe.
Weiter geht es durch den Corn Market zur High Street, auf der wir rechts in Richtung Queen's Square laufen. Kurz bevor wir die Victoria Street kreuzen, sehen wir vor uns die Albert Memorial Clock. Der auffallende Uhrturm wurde 1869 fertiggestellt und zählt zu den bekanntesten Wahrzeichen von Belfast.
Dazu beigetragen hat sicherlich auch ein Skandal: Ausschlaggebend für den Bau des Uhrturms war ein 1865 ausgetragener Wettbewerb für die Gestaltung eines Denkmals für Prinz Albert, dem späteren Gemahl von Queen Victoria. Dieser konnte W.J. Barre, der zuvor auch schon den Wettbewerb zur Belfast Ulster Hall gewonnen hatte, für sich entscheiden. Allerdings wurde der Auftrag heimlich an die Zweitplatzierten, Lanyon und Linn vergeben. Erst nach einem öffentlichen Aufschrei bekam Barre den ihm zustehenden Vertrag.
Laufen wir wieder ein Stück zurück und biegen bei der Parish Church of Saint George rechts in die Skipper Street ab, passieren wir ein mit fiesem Draht gesichertes Grundstück. Und doch führt der Weg ins Cathedral Quarter, einem der am stärksten bewohnten Viertel von Belfast. Nachdem wir die Waring Street gekreuzt haben, passieren wir »The Dirty Onion«. Trotz des abweisenden Namens strahlt der Pub mit seinem kleinen Biergarten doch eine gewisse Atmosphäre aus.
Gleich danach kommen wir an einem weiteren bemalten Gebäude vorbei, welches Conor Harringtons »The Duel of Belfast, Dance by Candlelight« zeigt. Wiederum wenige Schritte weiter lohnt sich ein Abstecher in den Commercial Court, wo einige rote Bänke und Pubs zum Verweilen einladen. Einen Abzweig weiter ist es dann wieder eine bemalte Häuserwand, die uns in ihren Bann zieht. Zu sehen sind Schnappschüsse aus dem öffentlichen Leben, aber auch gesellschaftskritischen Darstellungen.
Am Ende der Hill Street treffen wir auf die Talbot Street. Von dort kommen wir links zur St. Anne's Cathedral an der Donegall Street. Die 76 Meter hohe Kirche ist zugleich Namensgeber und Wahrzeichen vom Cathedral Quarter. Als bedeutendste Kirche von Belfast ist sie auch als Kathedrale von Belfast bekannt. Als Besonderheit wurde die Kathedrale ab 1899 um die aus dem Jahr 1776 stammende St.-Anne-Kirche herumgebaut.
Während der Bauarbeiten war die alte Kirche bis Silvester 1903 immer noch Gebrauch. Erst zum Abschluss der Arbeiten wurde die alte Kirche abgerissen. Als einziges Überbleibsel der St.-Anne-Kirche zeigt ein Fenster eine Abbildung des barmherzigen Samariters. 1924 beschloss man dann, die Westfassade zum Gedenken der Männer und Frauen aus Ulster zu bauen, die während des Ersten Weltkriegs gefallen waren.
Stadtrundgang durch Belfast