Wer bei der Albert Memorial Clock weiter durch den Queen's Square Richtung Titanic Visitor Center läuft, kommt zum Custom House. Das zweistöckige viktorianische Gebäude ist im italienischen Stil gestaltet und belegt die Bedeutung Belfasts als großes Industrie- und Handelszentrum während der Viktorianischen Epoche. Im Jahr 1857 wurde es auf dem Gelände des alten Ballast Office fertiggestellt. Das Gebäude diente auch als Poststelle, für die Steuereinnahmen und der staatlichen Auswanderungsbehörde.
Vom alten Amtsgebäude ist es nur ein Steinwurf bis zum Bigfish (auch The Big Fish), ein aus bedrucktem Keramik erstelltes Mosaik in Fischform. Die Skulptur am Donegall Kai wird gerne auf Broschüren und Flyer der Touristinfos von Belfast und Nordirland abgebildet. Gleich rechts von der Skulptur befindet sich der Lagan Weir, eine Reihe massiver Stahlbarrieren, die den Wasserstand im Fluss gleichmäßig hoch halten sollen. Auf der darauf gebauten Fußgängerbrücke überqueren wir den Lagan.
Auf der anderen Seite folgen wir dem Lagan flussabwärts über den Queens Quay. Dabei beobachten wir auch eines der Ausflugsschiffe, die vom Donegall Kai aus zur Mündung des Lagans fahren. Nachdem wir die Brücke der M3 unterquert haben, taucht schräg vor uns das »Odyssey« auf. Nachdem wir um dieses drum herum gelaufen sind, befinden wir uns bereits mitten im Titanic Quarter. An die alten Werften erinnern noch mehrere Trockendocks. Auch sie sind sehenswert.
Da es bei unserem Rundgang plötzlich zu regnen anfängt, verweilen wir jedoch nur kurz beim Openair-Museum der SS Nomadic. Stattdessen nehmen wir bald direkten Kurs auf das von außen sehr futuristisch anmutende Gebäude des Titanic Visitor Centers. Es ist das pulsierende Herz im Titanic Quarter und das must have seen für Titanic-Fans. Ob man von der Technik des »Schiffs der Träume« oder nur vom DiCaprio-Film begeistert war, ist unerheblich.
Zugegeben, der Eintrittspreis in das Titanic Visitor Center ist kein Pappenstil. Das gilt vor allem dann, wenn man sich alle Bereiche des Museums ansehen möchte. Aber aus Belfast zurückkehren und sich später darüber zu ärgern, dass man sich den Besuch gespart hat, ist auch doof. Also gönnen wir uns das Vergnügen, betrachten als Nächstes die alten Schiffspläne und starten dann auch schon zur imaginären Fahrt durch die alte Schiffswerft.
Die Fahrt führt durch mehrere Etagen, auf denen die schwere Arbeit der Schiffsbauer nachgestellt ist. Eine gewaltige Geräuschkulisse und kurze Filmchen geben einen guten Einblick in die kräftezehrende Tätigkeit der Männer. Heftig finden wir, dass damals die Nieten als glühende Stahlstangen nur mit Hammer und Muskelkraft solange beschlagen wurden, bis sie die Schiffswände fest miteinander verbunden hatten.
Anschließend begeben wir uns in eine 180-Grad-Projektion. Rund um uns herum tauchen nacheinander die verschiedenen Decks der Titanic auf. Die Tour startet im Motorenraum, wo riesige Kessel die gewaltigen Maschinen antreiben. Von dort geht es hinauf zu den Passagierdecks mit den weißen Gängen der einzelnen Zimmer. Schließlich kommen wir zum berühmten Treppenaufgang mit der Wanduhr, an der im Film DiCaprio als Jack Dawson einst auf Kate Winslet alias Rose DeWitt Bukater gewartet hatte. Von diesen eindrucksvollen Bildern ganz begeistert, besichtigen wir beim Rundgang mehrere nachgebaute Zimmer.
Schön finden wir hier die sehr realen Projektionen beispielhafter Passagiere, welche die kleinen Räume lebendig erscheinen lassen. Zuletzt verfolgen wir die erste und letzte Fahrt der Titanic anhand der alten Originalfunksprüche. Bemerkenswert ist hier die Eiswarnung der Californian von 23 Uhr am 14 April 1912 und die Antwort der Titanic, zehn Minuten später: »Shut up! You are jamming my signal. I am working cape race.« Nach dieser Beleidigung schalteten die Funker der Californian ihre Geräte aus und gingen ins Bett. Gut eine Stunde später funkte die Titanic CQD, die nahe Californian konnten sie damit aber nicht erreichen ...