Wer den County Clare bereist, aber die Cliffs of Moher auslässt, wird später fragende Blicke ernten. Die Klippen von Moher zählen weit über die Grenzen von Clare hinaus zu den meist besuchten Naturschönheiten an der irischen Westküste. Einzig dem Umstand, dass sich dieser herrliche Küstenabschnitt über acht Kilometer erstreckt, verdanken wir, dass es auch heute noch das ein oder andere ruhige Fleckchen oben auf den Klippen gibt.
Einrdücke vom Hag's Head bei den Cliffs of Moher
Um diese ruhigeren Fleckchen zu finden, lassen wir den riesigen Parkplatz beim Besucherzentrum links liegen und zweigen erst ein paar hundert Meter weiter südlich rechts auf eine schmale Straße ab. Sowie wir ein paar Kurven gemeistert haben, ist ein Parkplatz ausgeschildert. Dieser befindet sich in Kilconnell und ist, da die Parkgebühr hier für das Auto genommen wird und sich nicht nach der Anzahl der Insassen richtet, deutlich günstiger.
Den Job des Parkwächters übernimmt hier eine Kamera, die auf einen Briefkasten gerichtet ist, die aber wohl auch den Parkplatz mit erfasst. In den Briefkasten sollen wir die Parkgebühr (bei uns waren es 2 Euro) einwerfen. Da wir uns so das Ticket für das Visitor Center sparen - dort ist das Parken nur in Verbindung mit der Eintrittskarte möglich - zahlen wir gerne.
Mit dem guten Gefühl, schon mit der Anfahrt alles richtig gemacht zu haben, verlassen wir Kilconell auf der Straße oberhalb vom Parkplatz. Die ersten 500 Meter führt dieser durch landwirtschaftliche Flächen. Alle paar Schritte stellen hier Schilder klar, dass es hier keine weiteren Parkmöglichkeiten gibt und man die Zufahrten zu den Weiden bitte freihalten soll.
Nach gut 500 Metern endet der Fahrweg vor einem Gatter. Für Wanderer ist eine niedrige Tür eingelassen, sodass diese kein allzu großes Hindernis darstellt. Das muss auch so sein. Denn hier befinden wir uns auf dem westlichsten Abschnitt des Burren Way, einem beliebten Fernwanderweg Irlands.
Vom Gatter führt ein teils mit Gras bewachsener Pfad entlang einer Mauer bis an die Küste zum Hag's Head, dem »Hexenkopf«. Er markiert den südlichsten Punkt der Cliffs of Moher. Die Klippen bilden hier eine ungewöhnliche Formation, die dem Kopf einer aufs Meer hinausschauenden Frau ähnelt.
Eine Legende erzählt von der Hexe Mal, die sich in den irischen Helden Cú Chulainn verliebte und ihren Möchtegern-Verehrer durch ganz Irland verfolgte. Um sie abzuschütteln, sprang Cú Chulainn über eine Reihe von im Meer stehenden Felsnadeln, als seien sie Trittsteine. Mal, der es am Geschick mangelte, verlor hingegen den Halt und wurde an den Klippen zerschlagen.
Auf dem Hag's Head steht der Moher Tower. Bei der Ruine handelt es sich um einen Signalturm, der nahe einer früheren Befestigungsanlage zu Beginn des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Der Turm sollte es ermöglichen, bei Flottenbewegungen vor der Küste frühzeitig Alarm zu schlagen. So reicht der Blick von hier nach Norden bis zu den Aran-Inseln und Connemara sowie nach Süden bis Kerry.
Vom Hag's Head folgen wir dem hier nur als Trampelpfad ausgebildeten Wanderweg an den Rand der Steilklippen. Benannt sind die Cliffs of Moher nach dem Moher O’Ruan, einem verfallenem Steinfort. Der Blick über die im Süden 120 Meter hohen und teils senkrecht abfallenden Wände lässt sich nur mit Begriffen wie atemberaubend, herrlich oder auch schwindelerregend beschreiben.
Schwindelerregend? Auch wenn wir uns durchweg nahe am Abgrund bewegen, achten wir doch auf einen gewissen Sicherheitsabstand. Denn schon einigen Besuchern sind bei ihrer Wanderung die Klippen zum Verhängnis geworden. Besonders tragisch ist, dass es neben den Unfällen auch immer wieder zu Sprüngen aus freien Stücken kommt.
Mit Umsicht lassen sich jedoch einige Stellen ausmachen, die einem trotz der Nähe zur Kante Sicherheit und eine tolle Sicht auf die Cliffs of Moher bieten. Da die Klippen aus geschichtetem Fels bestehen, finden die Vögel zahlreiche Nischen und Brutplätze. So beobachten wir über einen Vorsprung einen Eissturmvogel, der sich wenige Meter von uns entfernt neben seinem Jungen ausruht.
Ab dem Frühjahr besiedeln außerdem zahlreiche Trottellumme die unteren Bereiche der Klippen, wo immer einzelne Schichten etwas weiter herausragen. Auch Tordalke und Papageitaucher sowie Wanderfalken und Dohlen leben zumindest zeitweise in den Klippen von Moher. Die beste Zeit, die Seevögel zu beobachten, ist zwischen April und Juli, wenn hier über 30.000 Paare brüten.
Daneben erfreuen wir uns an den vielen Pflanzen entlang dem Wanderweg. Nachdem die Gras- und Bergnelken schon in Samen gegangen sind, verwandeln im Sommer verschiedene Schafgarbe-Arten, Schaf-Skabiosen, Roter Klee und gelbe Habichtskräuter mehrere Abschnitte der Küste in ein wahres Blütenmeer.
Nachdem wir ein Steinmännlefeld passiert haben, nutzen wir nach etwa drei Kilomter (ab dem Start) eine aussichtsreiche und mit Gras bewachsene Kuppe für eine erste Rast. Da es noch gut zwei Kilometer bis zum Visitor Center sind, können wir hier noch den Blick über die Klippen in Ruhe genießen.
Blumen oberhalb der der Klippen von Moher
Auf dem weiteren Weg Richtung O´Brien´s Tower nimmt die Zahl der uns entgegen kommenden Wanderer allmählich zu. Es bleibt auf dem Burren Way aber doch ruhiger, als wir erwartet hatten. Den Grund dafür sehen wir jedoch erst, als wir schon fast beim Visitor Center sind.
Weil Touristenstürze keine gute Werbung für ein solches Naturwunder sind, haben die Verantwortlichen den Zugang auf den Wanderweg mit Gittern versperrt. Es soll die Besucher soweit auf Abstand zu den Klippen halten, dass mit Sicherheit keine Gefahr droht.
Wir denken, das ist gelungen. Denn die Absperrung hält einen so großen Abstand von der Kante, dass die Cliffs of Moher vom offiziell zugänglichen und bestens gesicherten Bereich leider nur noch ansatzweise zu erkennen sind. Wen wundert es da, dass sich etliche Besucher über das Verbot hinwegsetzen - und es an den besten Übergangsstellen zu neuen Gefahren kommt ... ?
So sind wir doch froh, dass wir die Wanderung am Südende begonnen haben und die Sicht auf die Klippen bereits ausgiebig genossen haben. Denn nun führt unser Übersteigen mehrerer senkrecht aufgestellter Steinplatten einzig dazu, dass wir uns anschließend auf der offiziell zugelassenen Seite befinden. (Wo wir das Schild sehen, welches das Übersteigen der Steinplatten untersagt.)
Als Nächstes kommen wir zu einer Gedenktafel. Sie ist all denen gewidmet, die ihr Leben bei den Klippen von Moher verloren haben, und bestätigt, was die meisten Wanderer ohnehin wissen: Leichtsinn ist gefährlich. Andererseits reicht ein Blick auf das Schuhwerk manch eines Besuchers aus, um die Vorsichtsmaßnahmen als durchaus angemessen zu erachten.
Ohne weiter darüber nachzudenken, passieren wir den Abzweig zum Besucherzentrum und folgen dem Burren Way entlang weiterer Aussichtspunkte bis zum O'Brien's Tower. Er steht an der höchsten Stelle der hier 230 Meter hohen Klippen. Den mit zwei Anbauten versehenen Rundturm ließ Sir Cornellius O'Brien im Jahr 1835 errichten.
Über den Zweck des Turms wird gestritten. So heißt es, dass O'Brien den Aussichtsturm für viktorianische Touristen bauen ließ, die schon zu seiner Zeit die Klippen als Ausflugsziel entdeckt hatten. Dafür spricht, dass man an klaren Tagen bis zur Bergkette der Twelve Bins sowie zum Loop Head, der Südspitze des County Clare, schauen kann.
Böse Zungen behaupten indes, dass der exzentrische Lord den Turm nur errichten ließ, um Frauen zu beeindrucken, denen er den Hof machte. Damals mag das geklappt haben. Heute lohnt es sich nicht wirklich, den Eintritt für den O'Brien's Turm zu zahlen, da die Zinnen die Sicht - und damit auch das Fotografieren - behindern.
Während der Burren Way am O'Brien's Tower vorbei und weiter entlang der Küste bis Doolin führt, kehren wir zum Visitor Center um. Auf dem Rückweg dorthin begleitet uns bald das Harfenspiel der irischen Musikerin Tina. Wem die irischen Weisen gefallen, bekommt die CD im Andenkenladen sowie am Hauptschalter im Besucherzentrum. Das Visitor Center wurde Anfang 2007 eröffnet. Sieben Jahre später empfing es bereits seinen millionsten Besucher. Fast das gesamte Gebäude befindet sich unter der Erde, sodass es vom Meer her kaum auffällt.
Das Herz des Zentrums bildet dabei eine riesige gewölbte Höhle. Unter der großen Kuppel informiert die Ausstellung in vier Themenbereichen über die Klippen von Moher: Ozean, Natur, Stein und Mensch. Mithilfe einiger interaktiver Ausstellungsstücke und Displays werden diese vier Themen mit ihrem Bezug zu den Klippen von Moher gestellt. Daneben lernen die jüngsten Besucher die Welt der Klippen im 2014 eröffneten Kinderbereich spielerisch kennen.
Auch wenn sicherlich alles Wissenswerte über die Klippen sorgfältig aufbereitet wurde und es witzig ist, personalisierte Postkarten per E-Mail in alle Welt zu versenden, belassen wir es bei einem kurzen Blick in den Ausstellungsraum. Das Wetter ist einfach zu schön, um die Zeit in einem Gebäude zu verbringen.
Stattdessen lassen wir uns etwas mehr Zeit für den Rückweg zum Moher Tower. Nachdem wir den wohl offiziell vorgesehenen Einstiegspunkt auf den 2013 neu eröffneten Cliffs Coastal Walk gefunden haben, entschwinden wir den Besuchermassen zwischen dem Hauptparkplatz und dem O'Brien's Tower.
Nachdem auch der Lärm hinter uns abgeebbt ist, bleiben wir immer wieder stehen, um den Blick über die filmreife Landschaft schweifen zu lassen. Filmreif? Ja, natürlich haben die Macher großer Kinofilme auch die Cliffs of Moher längst in Szene gesetzt: 1987 wurde hier für »Die Braut des Prinzen« gedreht. 1990 und 1991 folgten Aufnahmen für die britische Komödie »Hear My Song- ein Traum wird wahr«.
Eindrücke von der atemberaubend schönen Steilküste von Clare, den Cliffs of Moher.
Richtig berühmt wurden die Klippen jedoch erst durch die Verfilmung von »Harry Potter und der Halbblutprinz«, als Albus Dumbledore und Harry Potter auf eine steile Klippe und von dort weiter in eine Höhle apparierten. Das weitere Geschehen in der verhexten Höhle und nach der Rückkehr zur Schule für Zauberei in Hogwarts ist den Fans der Harry-Potter-Reihe bekannt.
Von der N67 südlich von Lisdoonvarna auf die R478 abbiegen und immer der Beschilderung bis zu Cliffs of Moher folgen. Ein kurzes Stück nach (!) dem Besucherzentrum rechts auf die Nebenstraße abfahren und den Schildern (sie kommen nach ein paar Kurven) zum kleinen Privatparkplatz am Ausgangspunkt folgen.
Ausgangspunkt | Ballymacanaun (südlich vom Hauptzugang) |
Koordinaten | N 9.45450, W 52.94330 |
Gehzeit | 3.30 - 4 Stunden |
Distanz | ca. 13 km |
Anstiege | nur rund 200 HM, aber Wind |
Grad | T2-3 (Schwindelfreiheit am Rand nötig) |
Einkehr | Visitor Center am Umkehrpunkt |
GPS-Daten | Wanderung Cliffs of Moher gpx |
kml-Daten | Wanderung Cliffs of Moher kml |