Maghera ist ein kleines Dorf nahe Castlewellan. Durch den Namen wird es leicht mit dem Städtchen Maghera im County Derry verwechselt. Jenes befindet sich allerdings Luftlinie gut 50 Kilometer weiter nördlich. Das Maghera von Down besteht aus lediglich drei Straßen, zwei B&Bs und einen Pub.
Das ist Nordirland, wie wir es mögen. Hier fühlen uns bei unserer zweiten Game of Thrones-Tour auf Anhieb wohl. Mit dem B&B Oran Beag House haben wir eine gute Wahl getroffen. Abends ist es richtig schön, durch das Dorf zu spazieren und das Pub des Maghera Inn zu besuchen.
Hier, am Rande der Mourne Mountains ist das Gelände nur noch leicht hügelig. Und das birgt so seine Tücken. Bei starken Unwettern oder länger anhaltenden Regenfällen bilden sich in den Senken Pfützen. Dabei lässt sich deren Tiefe nur schwer einschätzen. Während Lars Anlauf nimmt und mutig hindurch rauscht, beobachten wir im Rückspiegel einen Briten. Nachdem uns dieser erst entgegengekommen war, kehrt er plötzlich um und sucht sich eine alternative Route.
Erst später erfahren wir, dass wir Glück hatten. Denn die Bauern der Gegend ziehen so manchen Mutigen aus genau diesen Pfützen heraus. Zum Oran Beag House trennen uns gerade mal zehn Minuten vom Steinfort Drumena. Pünktlich zu unserer Ankunft beginnt es jedoch zu regnen. So entscheiden wir, zuerst einmal einzuchecken, bevor wir den Forest Park von Castlewellan besuchen.
Trockenen Fußes kommen wir beim Oran Beag House an. Es liegt versteckt in dem eigentlich nur winzigen Dorf. Vor Ort sehen wir keinen Hinweis auf ein Bed and Breakfast. Erst am Haus selbst hängt ein winziges Schild. Wir sind wohl richtig. Der Hausherr Gavin putzt gerade sein Auto, als wir ankommen.
Sofort lässt er alles stehen und liegen und führt uns in die gute Stube. Bevor wir das Zimmer beziehen, empfängt uns seine Frau Elaine mit selbst gebackenem Früchtebrot und einer Kanne Tee. Das tut gut bei dem Wetter. Erst jetzt bemerken wir, wie durchgefroren wir inzwischen sind.
Unser Zimmer im Oran Beag House ist richtig schön. Neben dem geräumigen Bad gibt es ein Ankleidezimmer. In der Kommode finden wir genügend weiche Handtücher. Das Bett ist bequem und der Blick aus dem Fenster ins Grüne einfach herrlich. Zuletzt finden wir hier diese wunderbare Ruhe. Kurzum: Im Oran Beag House lässt es sich gut aushalten.
Die Gastfreundschaft von Elaine und Gavin können wir nun zwei Tage genießen. Wann immer wir das Haus betreten, verwöhnt uns Elaine mit leckerem Gebäck. Für völlig verregnete Tage gibt es eine große Auswahl an DVDs, die wir jederzeit anschauen könnten. Unter anderem gehören auch alle Staffeln von Game of Thrones dazu. Dabei haben unsere beiden Gastgeber diese nie angeschaut.
Allerdings hatten sie die letzte Zeit über viele Fans der Mittelalter-Saga zu Gast. Wir können uns wie zu Hause fühlen. Vielleicht mit dem Unterschied, dass wir daheim keinen offenen Kamin haben, wo wir uns vor dem knisternden Feuer einkuscheln könnten. Man wünscht sich fast schon schlechtes Wetter, allein um einen Grund vorzugeben, mehr Zeit im B&B zu verbringen.
Auch beim Frühstück verwöhnen Elaine und Gavin ihre Gäste. Auf dem edel gedeckten Tisch stehen bereits Quark und frische Früchte. Sie machen sogar ihren eigenen Honig. Dann kommt der Hauptgang mit gebratenem Speck, Würstchen, Eiern und Black Pudding. Dazu gibt es Bohnen, gebackene Tomaten und Pilze.
Insgesamt ist das Frühstück so reichhaltig, dass bis zum Abend kein echtes Hungergefühl mehr aufkommt. Auch das kommt uns zugute. Denn in der näheren Umgebung stehen einige Punkte auf unserem Programm. Bestens gestärkt können wir uns so ganz auf die einzelnen Ziele des Tages freuen.
Am Abend spazieren wir zum nahe gelegenen The Maghera Inn. Von außen wirkt das Haus wie ein malerisches, dezentes Pub-Restaurant, wie so viele in Nordirland. Sowie wir den Eingang durchquert haben, finden wir uns in einer urigen Bar mit kleinen Tischen wieder. Die Regale sind vollgepackt mit Spirituosen. Von exotischen Marken bis hin zu den klassischen Irischen Whiskeys ist alles vertreten. Aber das Hochprozentige ist weniger was für uns. Wir bleiben beim Guinness und genießen damit den Abend im Pub.
Nebenbei kommen wir bald mit den Einheimischen ins Gespräch. Auch das ist typisch für diese Gegend. Wir sind wohl die einzigen Touristen im Ort. Hauptthema ist der während unserer Reise bevorstehende Brexit. Hier stoßt der Britische Alleingang auf wenig Gegenliebe. Wer kann es ihnen verdenken? Für sie bringt der Austritt Groß Britanniens vor allem eines: eine überwunden geglaubte Grenze zur Republik Irland.
Im Maghera Inn lässt es sich auch gut speisen. Ein Durchlass neben der Bar führt hinter zum geräumigen Restaurantbereich. Man wundert sich wirklich, wo die vielen Menschen herkommen? Maghera ist so ein kleines Dorf. Doch ein Slogan des Maghera Inn lautet: »Wenn Percy French jemals über diesen Pub geschrieben hätte, gäb es nur einen Titel, den er gewählt hätte: Der Star der Grafschaft Down« Man gibt sich selbstbewusst. Doch die angebotenen kulinarischen Trends scheinen die Erwartungen zu erfüllen und locken viele Auswärtige ins Restaurant.
Natürlich braucht man ein Auto, wenn man in Maghera übernachtet. Doch in der Nähe befindet sich der Park von Tollymore wie auch der von Castlewellan. Das Dorf ist ein paar Minuten vom Strand von Newcastle entfernt. Auch die Ruine von Dundrum ist gut zu erreichen.
Selbst unseren zweiten Besuch der Burg Winterfell starten wir von Maghera aus. Alles zusammen macht das Dorf zu einem idealen Ausgangspunkt inmitten einer friedlichen und malerischen Gegend am Rande der Mourne Mountains.