Der Spelga Dam ist das erste Ziel unserer zweiten Rundreise auf den Spuren der Game of Thrones-Serie. Er befindet sich inmitten der Mourne Mountains und damit fern ab der Drehorte. Seit dem Start beim Flughafen von Dublin liegen bereits anderthalb Stunden Fahrt hinter uns.
Bevor wir auf die Suche nach dem Steinfort des Drumena Cashel gehen, ist es also Zeit für eine Pause. Beim Spelga Reservoir gibt es einen schön gelegenen Picknickplatz. Einzig der Sonnenschein fehlt bisher. Dafür zieht es wie Hechtsuppe.
Die Anfahrt durch das untere Tal des River Bann ist fast schon gruselig. Das gilt insbesondere bei so düsterem Wetter wie es uns empfängt. Kurve um Kurve fahren wir zwischen den sanften Hügeln der Mourne Mountains hindurch. Plötzlich erscheint ein schwarzes Ungetüm vor uns, das sich quer durch das Tal erstreckt. Ein kleines Häuschen steht direkt vor der Talsperre. Mit einer Kinderschaukel im Garten wirkt es fast schon idyllisch. Dennoch würde ich vor diesem Damm nicht wohnen wollen. Auf mich wirkt das Bauwerk alles andere als sicher.
Andere Besucher scheinen sich weniger um die Standsicherheit des Dammes zu sorgen. Denn genau unterhalb der großen Mauer gibt es eine etwa 30 Meter lange Zufahrt. Neben der ansteigenden Kilkeel Road erzeugt diese eine optische Täuschung.
Wer hier am Magic Hill sein Auto abstellt, den Gang herausnimmt und die Handbremsen löst, bekommt das Gefühl, den Hügel hinaufzurollen. Es scheint, als würde sich auch das Auto lieber von dem schwarzen Damm entfernen.
Das Tal des River Bann wurde bereits 1894 angestaut. Ursprünglich sollte das Reservoir die Wasserversorgung Belfasts sichern. Stattdessen wurde die Nordirische Hauptstadt dann vom Silent Valley Reservoir versorgt. Zwischen 1953 und 1957 erfolgte trotzdem der Bau einer großen Staumauer, um das als Deers Meadow bekannte Gebiet zu fluten. Denn auch die Städte Portadown und Banbridge benötigen Trinkwasser, welches sie aus den Mourne Mountains beziehen. Und das Wasser scheint wirklich sauber zu sein. Denn auch ohne das Aussetzen von Fischen fühlen sich wilde Forellen im Stausee wohl.
Für den Bau des Spelga Reservoirs musste die B27 umgelegt werden. Die alte Straße wurde durch die Konstruktion überflutet. Im Jahr 2020 ließen jedoch Hitzewellen den Wasserspiegel soweit sinken, dass die Straße durch die Deers Meadow freigelegt wurde. Selbst eine Brücke über den Bann kam noch einmal ans Tageslicht. Bei unserer Ankunft scheint das Staubecken gut gefüllt zu sein. Durch den Wind herrscht zudem ein enormer Wellengang. Angesichts solch einem Wetter wirkt das Baden-Verboten-Schild wie ein Hohn. Wer hüpft bei dieser erbärmlichen Kälte schon freiwillig in den See?
Leider hat das Belfaster Ingenieurbüro R. Ferguson und S. McIlveen bei der Planung des Spelga Dam die Optik vernachlässigt. Vom Damm des Silent Valley sind wir nur durch den Berg Slieve Muck getrennt. Damit befindet sich die beiden Talsperren keine sieben Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Während man im Nachbartal ein Idyll geschaffen hat, wirkt der Spelga Dam bedrohlich. Wie um das noch zu unterstreichen, ist in Karten nahe dem Nordostufer der »Darkest Place in Ulster« verzeichnet. Aber das sind wohl die Unterschiede, ob die Hauptstadt oder kleine Provinz-Städte versorgt werden.