Inishmore, irisch auch Árainn Mhór oder Inis Mór, ist die größte und westlichste bewohnte Aran-Insel. Im 18. Jahrhundert lebten noch etwa 5000 Menschen auf dem rund 51 km² großen Eiland. Heute ist es gerade noch ein Viertel davon, die einen festen Wohnsitz auf Inishmore haben. Wie bei den meisten Inseln auf der Welt, war die Haupteinnahmequelle viele Jahre lang der Fischfang. Doch Mitte der 1990er Jahre wurde dieser fast vollständig aufgegeben.
Etwas Neues musste her. Großzügige Unterstützungszahlungen der Europäischen Union förderten den Tourismus auf der Insel. Wer früher auf Fischfang ging, wechselte in das Tourismusgeschäft. Viele hatten jedoch keine Lust darauf und verließen Inishmore. Noch immer schrumpft die Einwohnerzahl. Besonders die Jugend verlässt aufgrund fehlender Arbeitsplätze die Insel und kommt nicht mehr in die Heimat zurück.
Entgegen unserer Planung, mit Aer Arann nach Inishmore zu fliegen, starten wir vormittags ab dem Hafen von Rossaveal (irisch: Ros a' Mhíl) mit der Fähre zu der größten und bedeutendsten Aran-Insel. Die Fahrt dauert zwar deutlich länger als der Flug, ist mit rund einer Dreiviertelstunde aber doch schnell genug, dass ausreichend Zeit bleibt, um die Insel zu erkunden.
Nach unserer Erfahrung mit einer stark schaukelnden Fährfahrt von Grenada nach Carriacou habe ich zwar Bedenken, in welcher Verfassung wir die Aran-Inseln erreichen. Trotz heftigem Gegenwind schaukelt die Fähre jedoch nur wenig, sondern liegt sogar einigermaßen ruhig im Wasser. So kommen wir ohne flauen Magen auf Inishmore an.
Eindrücke von unserem windigen, aber schönen Ausflug zur Aran-Insel Inishmore mit Stopps bei den wichtigsten und bedeutendsten Sehenswürdigkeiten.
Neben der Wetterverlässlichkeit gleichen die Fähren den Nachteil der längeren Fahrt auch damit aus, dass sie am Pier von Kilronan, dem Hauptort von Inishmore, anlegen. Dadurch entfällt der Transfer vom weiter östlich gelegenen und schlecht angebundenen Flugplatz. Außerdem ist es nur ein Steinwurf bis zur nächsten Fahrradstation.
Wer nur einen Tag auf der Insel verbringt und möglichst viel sehen will, empfehlen wir, sich ein Fahrrad zu gönnen. Es geht zwar fast immer Wind (und der kommt dem Radfahrer wie wohl überall stets entgegen), das Gelände ist aber weitgehend frei von Steigungen, sodass man gut vorankommt und die Wege zwischen den einzelnen Zielen zügig zurückgelegt sind.
Entlang der nördlichen Küstenstraße radeln wir nach Kilmurvey. Mit Reet gedeckte Häuser zieren die einzige Kreuzung im Dorf. Ein hübsches Café lädt zum Verweilen ein. Gleich gegenüber steht der Lia Árann - Craft Shop. Der kleine Handwerksladen erinnert uns an die Romanze »Verlobung auf Umwegen«. Er diente im Film einst als Kulisse für die »Caragh's Bar« von Declan O'Callaghan. Patschnass kam Anna aus Boston auf Stöckelschuhen hierher und suchte ein Taxi, das sie zur Hauptstadt Dublin bringt. Heute werden in dem Craft Shop Aran Sweater verkauft. Diese traditionellen Pullover und Jacken hat man früher auf den Inseln von Hand gefertigt. Mit größerer Beliebt- und Bekanntheit, wurden die Sweater maschinell hergestellt und in alle Welt exportiert. Doch es gibt noch ein paar wenige Inselbewohner, die solche Sweater von Hand stricken. Sie werden nach wie vor gern von Touristen gekauft und bieten eine gute Einnahmequelle für die Bewohner der Aran-Inseln.
Dun Aengus (irisch: Dún Aonghasa) ist das touristisch wichtigste Ziel auf Inishmore. Das Steinfort zählt zu den schönsten und mächtigsten prähistorischen Befestigungsanlagen in Westeuropa. Es besteht aus drei halbkreisförmigen Trockensteinmauern und den spärlichen Überresten einer vierten Mauer.
Die äußere Mauer umschließt eine Fläche von elf Acres bzw. knapp 4,5 Hektar. Außerhalb vom zweiten Schutzwall bildet ein neun Meter breites Band von tausenden, dicht aneinander gereihten, aufrechten Steinen eine »chevaux de frise« genannte Sperre. Die Stützpfeiler an der Innenwand stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Dun Aengus zählt zugleich zu den Orten auf Inishmore, die sich nicht mit dem Fahrrad erreichen lassen. Dieses stellt man am besten auf dem Fahrradparkplatz zwischen dem Kilmurvey House und dem Dun-Aengus-Museum bzw. Besucherzentrum ab.
Um eine Verwechslungsgefahr mit anderen Rädern zu verhindern, haben wir unsere mit einem einfachen Zahlenschloss verbunden. Vom Besucherzentrum führt ein 900 Meter langer Spazierweg über Steine und Treppen bis zum Steinfort.
Dort angekommen, treibt uns der Wind einen heftigen Nieselschauer ins Gesicht. Es ist Ekelwetter. Die meisten Wolken aber ziehen über die flachen Inseln hinweg, ohne Ballast abzuwerfen. So müssen wir zwar mehrere Schauer über uns ergehen lassen, erleben dann aber auch wieder sonnige Abschnitte auf der Insel. Erst später erfahren wird, dass es in Galway am Tag unseres Aran-Ausflugs in einer Tour regnet. Andererseits führen die Schauer zu einem ständigen Wechsel am Südrand des in der späten Bronzezeit bedeutenden Forts.
Damit bekommen immer wieder andere Wagemutige die Gelegenheit, an den Rand der teils senkrecht abfallenden Klippen zu robben. Wer sich taut, bekommt eine atemberaubende Perspektive auf die 80 Meter tiefer gegen den Fels brandenden Wellen. Ein paar völlig Unerschrockene lassen sogar die Beine über den ungesicherten Abgrund baumeln und werfen Kieselsteine in die Tiefe. Da wird uns schon beim Hinschauen mulmig und sind wir froh, als sie der nächste Nieselregen zurück in den sicheren Bereich der Anlage treibt.
Auch bei den Steilklippen von Dún Aengus finden wir eine der Filmkulissen aus »Verlobung auf Umwegen«. Hierhin läuft Anna, nachdem sie sich von Declan abgewiesen gefühlt hat. Doch er wollte eigentlich nur den Ring seiner Mutter holen. Er folgt ihr und macht ihr bei den Klippen einen Heiratsantrag. In der Ferne stehen die alten Männer diskutieren über Glück und Unglück.
Nach dem Besuch von Dun Aengus kehren wir zum Fahrradparkplatz zurück und folgen den Wegen erst nach Norden, dann in westlicher Richtung zur Kreuzung Shrawn. Wer dort geradeaus weiter fährt, kommt bald zu den sieben Kirchen von Inishmore.
Wir indes biegen zunächst links ab und folgen zunächst den Schildern zur Steinfestung Dún Eoghanachta. Das letzte Stück Weg führt über einen unbefahrbaren Pfad. Also die Räder flugs an die Seite gepackt und den Rest zu Fuß gelaufen.
Steinwall des Dún Eoghanachta
Nach wenigen Schritten durch zum Teil über den Pfad hängendes Gestrüpp haben wir das Steinfort Dún Eoghanachta erreicht. Schon von Weitem zeichnet sich der nahezu kreisrunde Steinwall deutlich von der Umgebung ab. Den sehr gut erhaltenen Zustand des im Durchmesser 27 Meter großen Dúns haben wir einer Teilrestaurierung im späten 19. Jahrhundert zu verdanken. Wann das Steinfort errichtet wurde, ist ungewiss, aber als mögliche Zeit wird das 5. Jahrhundert angenommen.
Archäologisch bedeutsam ist Dún Eoghanachta durch die Überreste dreier Bienenkorbhütten (irisch: Clochán) im Innern des Forts. 1995 kamen bei Ausgrabungen außerdem die Überreste von Tieren und Schalen und verschiedene Gegenstände aus Eisen zutage. Auch eine historische Feuerstelle legten die Archäologen frei. Während diese Sachen vor Ort natürlich nicht zu sehen sind, ist die bis zu 4,8 Meter hohe und über 3,5 Meter dicke Steinmauer allein für sich schon beeindruckend.
Wieder zurück bei der Shrawn-Kreuzung, biegen wir links ab und fahren das kurze Stück auf der Straße nach Na Seacht dTeampaill, den sieben Kirchen von Inishmore. Die eng beineinander liegenden Ruinen sind die Reste einer der größten Klostergründungen und Pilgerzentren entlang der Westküste von Irland.
Angeblich soll hier der Stift des Heiligen Breacan traditionell mit der Gründung von St. Enda im Osten von Inishmore gewetteifert haben. Als wahrscheinlicher wird jedoch angenommen, dass sich die beiden Heiligen gut verstanden haben und die Insel einvernehmlich unter sich aufgeteilt hatten.
Auch wenn die Ruinen als sieben Kirchen bekannt sind, waren es mit der aus dem 8. Jahrhundert stammenden St Brecan’s Church und der im 15. Jahrhundert erbauten Church of the Hollow nur zwei richtige Kirchengebäude. Bei den anderen Mauern handelt es sich um die Reste von Wohngebäuden. Die Sieben könnte sich daher auch auf den Pilgerkreis von Rom beziehen, der sieben Kirchen beinhaltet. Das hielt die Inselbewohner jedoch nicht davon ab, alle Teile der Klostergründung in den auch heute noch genutzten Friedhof einzubeziehen. Dadurch befinden sich einige Gräber innerhalb der dachlosen Gemäuer. Die Nutzung von kirchlichen Ruinen als letzte Ruhestätte haben wir auch an anderen Orten Irlands und Nordirlands sowie auch in Schottland gesehen. Es ist zumindest eine Art, Platz zu sparen.
Neben den wichtigen oder auch einfach nur bekannten Sehenswürdigkeiten ist Inishmore an sich ein Ausflug wert. So haben wir bei unserer kurzen Inselrundfahrt die Robben genau an der Stelle beobachten können, an der sie im Inselplan dargestellt sind. Nahe dem Abzweig nach Dun Aengus hat die Insel sogar einen Strand, den Kilmurvey-Beach, zu bieten. Ob sich viele Menschen ins Wasser wagen, halten wir zwar für fraglich. Ein paar Einrichtungen oberhalb vom Strand deuten jedoch darauf hin, dass sich hier ab und zu Gäste tummeln.
Leider erst nach unserer Rückkehr nach Deutschland haben wir herausgefunden, dass das kleine, touristische Zentrum vor dem Besucherzentrum zum Steinfort im Film »Verlobung auf Umwegen« als Kulisse für den Pub dient.
Tatsächlich sind die Klippen, an deren Rand Amy Adams als Anna Brady am Ende des Films rennt, mit einem kurzen Dauerlauf rasch erreicht. Anders als im Film dargestellt, befindet sich der Pub damit also nicht bei Dingle.
Warum die Insel schon mehrfach für die Drehaufnahmen gewählt wurde, erscheint hingegen logisch. Denn neben seinem ursprünglichen Charakter bietet Inishmore eine Landschaft, wie sie sich Irland-Urlauber wünschen.
Sind es auf der einen Seite die Klippen, die einen begeistern, so ist es auf der anderen Seite der raue Charme der kargen Felslandschaft. Zuletzt ist es wohl die Ruhe das Gefühl, dass hier alles etwas langsamer läuft.
Es gibt nur wenige Autos. Dafür fahren Pferdekutschen auf den engen Straßen und kommen einem Radfahrer auf beiden Seiten (!) entgegen. Ja, Linksfahren gilt in Irland für alle Verkehrsteilnehmer. Meistens aber kommt man doch sicher aneinander vorbei.
Die Beliebtheit der Insel zeigt sich auch in den Restaurants im und rund um den Hauptort sowie der steigenden Zahl an B&B's. So sind die Aran-Inseln der perfekte Ort, um einen Gang zurück- und für ein paar Tage abzuschalten und neue Kraft zu sammeln.
Restaurant, Hafen und Tourist Office von Inishmore
Die Aran-Insel Inishmore ist entweder mit der Fähre oder dem Flugzeug zu erreichen. Die Flugzeuge starten am Aerport Chonamara, die Fähren im Hafen von Rossaveel. Dabei gilt: es gibt deutlich mehr Flug- als Fährverbindungen.
Koordinaten | N 53.23240, W 9.46990 (Flughafen) N 53.26610, W 9.56010 (Fähre) |
Fahrzeiten | 4 Stunden inklusive Besichtigungen |
Distanz | ca. 24-25 km |
Anstiege | ca. 200 HM |
Einkehr | u.a. beim Hafen von Inishmore, beim Dún Aengús Museum Restaurant Ti Joe Watties ... |
GPS-Daten | Karte Inishmore gpx |
kml-Daten | Karte Inishmore kml |