Unser erstes richtiges Ziel im County Kerry ist Dingle. Der an einer geschützten Bucht gelegene Fischerort ist der Hauptort der Halbinsel Dingle und der ideale Ausgangspunkt für eine Rundfahrt. Entsprechend lebhaft geht es im Hafenviertel Orts zu. Dabei wurde Dingle erst relativ spät von Urlaubern entdeckt.
Gemessen an den Gästen schien es lange Zeit so, als wäre Dingle ein paar Bürgern aus Cork vorbehalten. Während des Sommers schickten sie ihre Kinder hierher, damit diese ihre Sprachkenntnisse im Gaeltacht-Gebiet vervollständigten und somit ihre Chancen auf einen Job im öffentlichen Dienst verbesserten.
Für Aufsehen sorgte jedoch 1970 eine Szene, die sich in einem der Pubs zugetragen haben soll. Hauptakteure waren Robert Mitchum und Trevor Howard, welche vor dem Rest einer Flasche Brandy saßen, als sich Robert beschwerte: »Was für ein gottverdammtes Kaff. 50 Pubs und nichts zu essen!«
Auch wenn die filmreife Szene dem wahren Leben entsprungen ist, halten wir es nur eine Frage der Zeit, bis sie irgendein Regisseur in einem Kinostreifen einbaut. So spiegelt sich darin doch eine gute Portion irischen Humors wider. Und: in Dingle gibt es immerhin 57 Pubs, wobei wir einige sehr schöne gesehen haben.
Richtig bekannt wurde Dingle im Winter 1984, als ein 400 kg schwerer Tümmler die Bucht und den Hafen von Dingle als Wohnort wählte. Fungie, der Dingle-Delfin, ist seither die wichtigste Attraktion im Ort, zu der im Hochsommer täglich Touren angeboten werden. Bis wann es Fungie noch geben wird, ist allerdings fraglich. Große Tümmler haben eine Lebenserwartung von 40 Jahren.
Cafés, Bars und Souvenirshops in Dingle
Doch auch über sein Ableben hinaus wird Fungie in guter Erinnerung bleiben. Dafür sorgt ein zu Lebzeiten des Delfins aufgestelltes Denkmal am Hafen. Von dort sind es nur wenige Schritte bis zum nächsten Pub (wie überall in Dingle) sowie zu den mittlerweile auch häufiger gewordenen Restaurants. So gönnen wir uns einen Karottenkuchen in einem Café, eh wir unsere Rundfahrt über die Halbinsel starten.
Im Anschluss an unseren kurzen Aufenthalt in der Stadt Dingle verlassen wir den Ort über die Hauptstraße und Ziegenstraße (Main und Goat Street). Wo diese Straße auf die Küste zuläuft nehmen wir im Kreisel die zweite Ausfahrt, sodass wir die Bucht von Dingle auf der R559 in westlicher Richtung passieren. Erstes Ziel unserer Rundfahrt über die Halbinsel Dingle ist das Promontory Fort Dunbeg (irisch: Dún Beag) südlich von Fahan bzw. an der Straße von Ventry nach Dunquin.
Schafe beim Dunbeg-Castle auf Dingle
Leider ist das von vier Verteidigungswällen umgebene Steinfort bei unserem Besuch wegen Restaurierungsarbeiten unzugänglich. Damit müssen wir uns mit dem Blick aus der Ferne auf die für damalige Verhältnisse raffiniert angelegten Festung begnügen. So führt ein unterirdischer Fluchtweg von dem am Rand einer Klippe errichteten Dún zu einer höher gelegenen Stelle. Der obere Teil des Gangs ist verschüttet und auch der Eingang in der Festung kaum auszumachen.
Als Trostpflaster steht uns das Besucherzentrum direkt an der Straße über das Fort Dunbeg offen, wo unter anderem ein Film über die archäologische Stätte gezeigt wird. Kulturhistorisch ist die Festung mit 417 aus Trockenmauerwerk gebauten Bienenkorbhütten, 19 unterirdischen Anlagen und 18 Sandsteinen in Glanfahan verbunden.
Da sich die Bienenkorbhütten überall im Gelände verteilen, versuchen vor allem ältere Einwohner, daraus Profit zu schlagen. So werden bei Fahan Beehive Huts als prähistorische Hütten beworben, die angeblich 2000 Jahre vor Christus hier errichtet wurden. Wie durch Wunderhand blieben sie 4000 Jahre lang unversehrt. Wir verzichten.
Stattdessen nutzen wir den Stopp bei der Fahan-Group sowie auch einen kleinen Parkplatz nahe Slea Head, um ein paar Eindrücke von der auch steil zum Meer abfallenden Küste zu sammeln. Hier ist es einfach schön, den Blick über das dunkle Wasser und die Brandung schweifen zu lassen, eh wir die letzten Meter zum Slea Head zurücklegen.
Gekrönt wird die Landspitze vom Kreuz am Slea Head. Es zeigt eine ganz in weiß gehaltene Kreuzigungsszene mit Blick auf Süd-Kerry. Von dem auffallenden Kreuz geht es entlang der Westküste nach Norden. Auf dem nächsten Abschnitt passieren wir einige Drehorte zum Film Ryans Tochter. Zunächst aber halten wir beim Aussichtspunkt zu den Blaskets Islands.
Die Gruppe der Blaskets besteht aus sieben größeren Inseln und mehreren verstreuten Felsen und ist die westlichste vor der irischen Küste. Auf einer Linie von Westen nach Süden erstrecken sie sich über vier Kilometer im Atlantik, wobei sich die größte der Inseln, Great Blasket, gut drei Kilometer vor der Küste befindet. Wer die Blaskets besuchen möchte, kann mit dem Boot ab Dunquin Pear dorthin übersetzen. Die Touren organisiert Blasket Islands Ferry. Die Fahrt dauert 20 Minuten.
Auf der Inselgruppe wurden einige Zeugnisse einer frühchristlichen Periode entdeckt. Neben kirchlichen Ruinen auf der Großen Insel sind dies Andachtsräume, Kreuze und Bienen-Zellen auf Inis Mhicileáin und Inis Tuaisceart. Im 19. Jahrhundert wohnten 13 Familien auf den Inseln, die vom Fischfang und Landwirtschaft lebten. Nachdem die Erträge 1953 und 1954 einbrachen, verließen die letzten Bewohner die Insel, sodass die Blaskets heute unbewohnt sind.
Unser nächstes Ziel auf Dingle ist das Gallarus Oratory. Wer anstelle des großen, gebührenpflichtigen Busparkplatzes den kleinen Parkplatz an der engen Straße nimmt, erreicht das »Fremde Haus« über einen mit blühenden Fuchsienhecken gesäumten Fußweg.
Vor Ort erklärt eine Tafel, dass das im 7. oder 8. Jahrhundert errichtete Gebäude einem Schiff gleicht, das auf den Kopf gelegt wurde. Tatsächlich ähnelt das Dach einem Schiffsbauch, der nach oben zu einem Kiel zusammenläuft.
Das Gallarus Oratory ist der einzige vollständig erhaltene, in Trockenmauertechnik errichtete Kraggewölbebau der Insel, das auf einem rechteckigen Grundriss steht. Dabei wölben sich die mehr als einen Meter dicken Mauern über einen nur 3 auf 4,50 Meter großen Innenraum mit zwei Öffnungen: die westliche Tür und das östliche Fenster.
Zugleich ist das Bethaus ein hervorragendes Beispiel über die Baukunst der damaligen Zeit. Denn die fast ohne Mörtel zusammengehaltenen Steinlagen sind so sorgfältig übereinander geschichtet, dass sie das Wasser nach außen ableiten, sodass die Kammer trocken bleibt. Ein ähnliches Gebäude ist das Teampall Bheanain auf Inishmore.
Das Gallarus Oratory befindet sich nahe der R559 von Dingle nach Murreahg bzw. an der Verbindungstraße zwischen Ballynahna und dem Campingplatz Teach an Aragail. Die R559 beschreibt hier einen Bogen nach Norden. Anfahrt per Gps-Koordinaten zum kleineren Parkplatz: N 52.1714, W 10.3503