Die Powerscourt Gardens zählen zu den schönsten und am meisten besuchten Gartenanlagen in Irland. Am Fuße des Sugarloaf Mountain erstrecken sie sich nahe der Ortschaft Enniskerry auf eine Fläche von rund 19 Hektar. Das nach den normannischen Ritter Eustace le Poer benannte Anwesen gab König Jakob I. an Sir Richard Wingfield, den er 1618 zum Viscount Powerscourt ernannte.
Auch wenn die Linie der Viscounts 1634 zum ersten und 1717 zum zweiten Mal nach nur einem Titelträger erlosch, blieb der Titel des Viscount Powerscourt in der weitläufigen Verwandtschaft der Wingfields erhalten. So war es dann auch in der dritten, ab 1744 ernannten Linie der Viscounts wieder ein Richard Wingfield, der die ersten großen Gärten bei Powerscourt anlegen ließ.
Eindrücke von den Powerscourt Gardens mit dem Schloss, dem herrschaftlichen Tierfriedhof und Walled Garten sowie Aufnahmen der filmreifen Powerscourt Waterfalls.
Das Herz des Gartens bildet der Italienische Garten. Der Zugang erfolgt vom Herrenhaus eine prächtige Terrasse, die 1840 vom Architekt Daniel Roberston entworfen wurde und die eine imposante Aussicht über die Gärten bis zum Sugarloaf Mountain bietet. Mit der Fertigstellung der Terrasse und Freitreppe waren damals mehr als 100 Männer zwölf Jahre lang beschäftigt.
Geschmückt wird die Terrasse von Götterstatuen und mystischen Fabelwesen wie Apollo, Belvedere und Diana, der römischen Göttin der Jagd. Die Kunstwerke wurden jedoch nicht eigens für die Powerscourt Gardens angefertigt, sondern vom 6. und 7. Lord von Powerscourt bei ihren Reisen durch Europa als standesgemäße Mitbringsel gesammelt.
Italienischer Garten von Powerscourt
Links der herrschaftlichen Terrasse führt der beschilderte Rundweg in das Tower Valley. Benannt ist dieses nach dem mit Efeu bewachsenen Pepperpot Tower, der im Stil einer mittelalterlichen Ritterburg errichtet wurde. Der »Pfeffertopf-Turm« ist begehbar und bietet eine zweite schöne Sicht über den italienischen Garten. Umgeben ist er von mehr als 250 verschiedene Bäumen, von denen die ältesten schon 200 Jahre im Tower Valley stehen.
Weiter geht es auf dem Fußweg im weiten Bogen um den italienischen Garten zum japanischen Garten. Er wurde zur Zeit des 8. Viscount im Jahr 1908 angelegt und unterscheidet sich insofern von den Vorbildern in Japan, als dass es sich eher um die viktorianische Interpretation eines japanischen Gartens handelt.
Heute fallen vor allem die wohlriechenden Azaleen, Japanische Apfelbäume und Chinesische Glückspalmen (was auch immer das ist) sowie kleine Brunnen und verspielte Wasserläufe im japanischen Garten auf. Hier befindet sich außerdem mit der Grotte eine der ältesten Anlagen der Powerscourt Gardens.
Vom japanischen Garten kommen wir zum Triton Lake. Als Vorbild des Sees diente hier die Fontäne auf der Piazza Barberini in Rom. Neben dem befindet sich ein kleines Bootshaus und sind Zeichnungen der geflügelten Pferde zu sehen, welche auch Teil des Familienwappens sind. Hier öffnet sich auch wieder der Blick über den italienischen Garten zum Herrenhaus.
Als Nächstes erreichen wir den Pet's Cemetary. Der Tierfriedhof zählt zu den größten von Irland und ist Ruhestätte etlicher Haustiere der Familie. Mit dem Studium der alten Grabsteine darf man sich ruhig Zeit lassen. Die mal interessanten, mal amüsanten Tiernamen sollen einen auf tolle Ideen für den Namen des nächsten eigenen Haustiers bringen.
Vom Pet's Cemetary ist es nur ein Katzensprung bis zum Dolphin Pond, dem »Delphinteich«. Bis ins späte 19. Jahrhundert stand er in Paris, eh ihn der 7. Viscount kaufte und hierher bringen ließ. Der kleine Teich wird heute von prächtigen Bäumen umgeben, einschließlich einer Reihe japanischer Rotzedern, die 1864 gepflanzt wurde.
Zuletzt kommen wir zu den Walled Gardens, die ummauerten Gärten. Sie zählen zu den ältesten Teilen der Gärten und beherbergen Irlands größte Staudenrabatte. Ein wahres Blütenmeer bildet im Sommer der Rosengarten. Besonderheit der Walled Gardens ist jedoch ein 240 Jahre altes Tor, das vom Dom zu Bamberg stammt.
Noch vor unserem Besuch der Powerscourt Gardens leitet uns unser Navi mal wieder quer durch Irland und über unmöglichste Straßen. Als Folge entdecken wir bei der Anfahrt zufällig ein Schild mit dem Hinweis Powerscourt Waterfalls. Um eine spätere Suche zu vermeiden, folgen wir den Wegweisern und kommen ein Stück weiter zu einer Art privater Mautstation. Dort sind pro Person 5,50 Euro zu zahlen. Wenn wir bedenken, dass wir ein Pint Guinness für unter fünf Euro bekommen haben, ist das viel. Aber gut, legen wir die Messlatte ein Stückle höher und freuen uns über einen tollen Wasserfall!
Drei Kilometer weiter erreichen wir den Parkplatz oberhalb der Powerscourt Waterfalls. Der Kiosk direkt am Parkplatz ist wie der benachbarte Spielplatz gut besucht. Es ist Sonntag und auch die Iren gehen gerne ins Grüne. Der Wasserfall ist schon zu hören. Nach einem kurzen Spaziergang über eine Kuppe sehen wir: man kann noch etwas weiter fahren. Und zwar fast bis unter die Kaskade. Die damit verbundene Blechlawine trübt die Idylle ein wenig. Dafür ist es lustig anzusehen, wie sich die Familien um ihre Autos verteilen und auf der Wiese ein Sonntagspicknick mit Minigrill genießen.
Trotzdem ist der Wasserfall schön anzusehen und mit seinen 120 Metern Fallhöhe immerhin die höchste Kaskade Irlands. Besucher klettern über die riesigen Wacken und baden ihre Füße in dem Flüsschen Dargle. Die Natürlichkeit ist wohl auch der Grund, dass Hollywood dieses Eckchen am Fuße der Wicklow Mountains gerne als Kulisse nutzt.
So ist der Powerscourt Waterfall unter anderem in den Serien »Remingten Steele« und »Black Beauty«, aber auch in den Kinofilmen »Excalibur« und »Der Graf von Monte Christo« zu sehen. Ab 19 Uhr, wenn der Wasserfall »schließt« und die Autos samt ihrer familiären Fracht abziehen, bietet die Lichtung sicher ein herrliches Naturschauspiel.